Verschiffte Chemiefabrik eröffnet

Der Leverkusener Chemiekonzern Lanxess hat in China die weltweit erste Chemiefabrik eröffnet, die komplett von einem Kontinent zum anderen versetzt wurde. «Es war eine außerordentliche Reise», beschrieb Vorstandschef Axel Heitmann den aufwändigen Umzug zur Eröffnung der Anlage am Mittwoch in Weifang nahe der ostchinesischen Hafenstadt Qingdao. Die Fabrik, die Lanxess gemeinsam mit seinem Joint Venture-Partner Yaxing Chemical betreibt, war in dem texanischen Ort Baytown in den USA abmontiert, verpackt, nach China verschifft und dort innerhalb von 15 Monaten wieder aufgebaut worden.

Der Konzern habe die Anlage, in der das chemische Vorprodukt Hydrazinhydrat hergestellt werden soll, nach China verlagert, weil die Nachfrage nach dem Stoff in den USA stagniere, in China jedoch seit einigen Jahren zweistellig zunehme, erklärte Heitmann. «Dort wo wir keine Fabrik mehr brauchten, hatten wir eine, da, wo wir sie brauchten, fehlte sie.» Insgesamt seien mehr als 3000 Einzelteile von Texas in den Hafen von Qingdao und von dort über 120 Kilometer und 36 Stunden Fahrt auf der Autobahn weiter nach Weifang transportiert worden. Fünf Schiffe hätten die Ladung mit einem Gesamtgewicht von mehr als 1100 Tonnen auf sechswöchiger Reise in den fernen Osten gebracht. Der Umzug habe trotz des Aufwands aber Einsparungen gebracht, betonte Heitmann. Er habe etwa 30 Prozent weniger gekostet als ein Fabrikneubau in China.

Die Anlage, die in Amerika schon in den siebziger Jahren aufgebaut worden war, soll in China von Betriebsbeginn an pro Jahr 12 000 Tonnen Hydrazinhydrat herstellen. Die Chemikalie wird in der Landwirtschaft, der Pharmazie und der Autoindustrie eingesetzt. Sie ist ein Grundstoff für Pflanzenschutzmittel und Arzneien und wird als Treibmittel für das Aufschäumen von Kunststoffen benutzt. «Mit der neuen Anlage ist LANXESS quasi über Nacht zu einem der größten Hersteller von Hydrazinhydrat in China geworden», sagte Heitmann.

Lanxess entstand 2004 aus einer Abspaltung der Chemie-Sparte des Bayer-Konzerns und konzentriert seine Aktivitäten derzeit stark auf den asiatisch-pazifischen Raum. «Asien ist unsere Priorität Nummer eins», sagte Heitmann. Der Anteil Asiens am Konzernumsatz war im vergangenen Jahr auf rund 17 Prozent angewachsen, der Asienumsatz insgesamt stieg um

20,6 Prozent auf rund 1,2 Milliarden Euro. Lanxess beschäftigt auf dem asiatischen Kontinent fast 2000 Mitarbeiter. Weltweit hat die das Unternehmen im vergangenen Jahr einen Umsatz von 7,15 Milliarden Euro erzielt. Im ersten Quartal 2006 stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,2 Prozent auf 1,836 Milliarden Euro.

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