Überkapazitäten im Tankermarkt zunehmende Belastung
Nach dem aktuellen Marktbericht der HSH Nordbank erwartet die internationale Energieagentur (IEA) einen geringeren Anstieg der Ölnachfrage. So soll der Zuwachs dieses Jahr 1,2% betragen, nachdem im Juni noch von einem Plus von 1,4% ausgegangen wurde. Kommendes Jahr rechnet die IEA mit einem Anstieg von 1,6%. 2010 konnte die Ölnachfrage noch um 3,3% zulegten. Das Wachstum des Ölmarktes kommt aus Asien, insbesondere aus China.
Allerdings nimmt das Überangebot an Tankern dem Bericht zufolge weiter zu. Deshalb wird sich die wirtschaftliche Lage der Reeder kaum verbessern. Im Gegenteil: Die vielen Neubauten, die in den kommenden 18 Monaten zur Ablieferung anstehen, werden die Lage eher noch verschärfen. Dem können selbst die zahlreichen Abbestellungen, Verschiebungen und Verschrottungen nicht entscheidend entgegenwirken. Erstmals seit den 80iger Jahren wurde kürzlich ein fertig gestellter Supertanker nicht in Fahrt gesetzt, sondern aufgelegt. Der Ergebnisdruck trifft auch Frontline. Das führende börsennotierte Tankerunternehmen verzeichnete im zweiten Quartal 2011 einen Verlust von 35 Mio. USD. Um die Kosten zu senken, hat das Unternehmen die Fahrgeschwindigkeit der Tanker sehr stark reduziert. CEO Jens Martin Jensen schätzt den Überhang bei den großen Tankern (VLCC) auf rund 50 Schiffe. Umso erstaunlicher klingt die Nachricht, dass zwei staatliche chinesische Ölunternehmen ihre Tankerflotten von 2013 bis 2016 um 60 bis 80 Riesentanker erweitern wollen.
Die längerfristigen Perspektiven des Tankermarktes bleiben unerfreulich. Die HSH Nordbank geht davon aus, dass die Überkapazitäten beide Segmente des Tankermarktes mindestens bis 2013 beeinträchtigen werden. Hinzu kommt die nachlassende konjunkturelle Dynamik. Daher ist das Potenzial für steigende Einjahres-Zeitcharterraten bis Ende 2012 begrenzt.