Total trotz Rekordgewinn unter Druck

Mit zwei Rekordgewinnen in Folge im Rücken plant Total für die «Zeit nach dem Erdöl». Der Ölkonzern hat Interesse, seine Beteiligung von einem Prozent am weltgrößten Atomtechnikkonzern Areva auszubauen. Die Kernkraft sei zum Ölgeschäft komplementär, sagte Konzernpräsident Thierry Desmarest am Mittwoch in Paris. Am Dienstag hatte Desmarest das operative Geschäft an den neuen Generaldirektor Christophe de Margerie abgegeben.

Experten rechnen damit, dass die Weltölförderung bereits in den kommenden zwei Jahrzehnten ihren Höhepunkt überschreiten wird. Total rechnet dank neu erschlossener Ölfelder bis 2010 mit jährlich fünf Prozent mehr eigener Produktion. Allerdings wächst das Risiko des «Ölnationalismus» von Staaten wie Russland oder Venezuela, die den Zugriff des Konzerns auf ihre Reserven beschränken könnten.

Die mit der Verknappung verbundenen hohen Ölpreise bescherten allen Ölkonzernen 2006 erneut riesige Gewinne. Total steigerte seinen bereinigten Überschuss nach Angaben vom Mittwoch um fünf Prozent auf den Rekordwert von 12,6 Milliarden Euro. Unbereinigt schrumpfte der Überschuss von 12,3 Milliarden auf 11,8 Milliarden Euro. Der Umsatz stieg um zwölf Prozent auf 153,8 Milliarden Euro. Allerdings gab es im vierten Quartal preis- und produktionsbedingt einen Rückgang des bereinigten Gewinns um zehn Prozent auf 2,74 Milliarden Euro.

Der Konzern will mehr als ein Drittel des Gewinns den Aktionären zukommen lassen. Total hat eine Dividende von 1,87 Euro pro Aktie vorgeschlagen. Das sind 15 Prozent mehr als im Jahr 2005, weil der Konzern eigene Aktien für rund vier Milliarden Euro zurückgekauft hat. Mit einem Gewinn in Dollar von 15,8 Milliarden bleibt der viertgrößte Ölkonzern der Welt aber weit hinter dem Branchenprimus ExxonMobil mit 39,5 Milliarden Dollar zurück.

Die Rekordgewinne und der Pariser Prozess um den Schiffbruch des Öltankers «Erika» Ende 1999 vor der Bretagne bringen Total ein großes Imageproblem. Die Sozialisten wollen bei einem Wahlsieg im Frühjahr eine Sondersteuer auf Ölgewinne erheben, um damit alternative Energien zu finanzieren. Im «Erika»-Verfahren wurde am Dienstag eine konzerninterne Notiz bekannt, der zufolge Total bereits 1998 befürchtete, bei einer Umweltkatastrophe zu Entschädigungen herangezogen zu werden. Total hat aber stets jede Verantwortung für die Ölpest auf 400 Kilometern Küstenlänge geleugnet und den Reeder verantwortlich gemacht.

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben