Tonnenleger "Bussard" fährt wieder
Wer die enge und steile Treppe in den dunklen Maschinenraum des Schiffes hinab steigt, dem schlägt zunächst der Geruch von Öl, Dampf und Kohle entgegen. Richtig heiß aber wird es dann, wenn der Heizer die Kohlefeuerung im Dampfkessel auf vollen Touren laufen lässt. «Dann können es auch im Maschinenraum schon mal 60 Grad werden», erläutert Marco Josefus. Der 37-Jährige ist Vorsitzender eines Kieler Vereins, der den ältesten seegängigen Dampfer Deutschlands im Laufe von mehreren Jahren wieder restauriert hat.
Die «Bussard» - heute eines der letzten Dampfschiffe dieser Art weltweit - wurde 1905 auf der Meyer-Werft im niedersächsischen Papenburg im Auftrag der Königlichen Wasserbau-Inspektion Flensburg als Tonnenleger gebaut und ein Jahr später abgeliefert. An der Seite vieler Windjammer und anderer Traditionsschiffe fährt sie erstmals zur diesjährigen Kieler Woche mit Besuchern auf der Kieler Förde.
«Heimathafen der 'Bussard' war zunächst Sonderburg in Dänemark; nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Spezialschiff an die Kieler Förde verlegt und in Kiel stationiert», schildert Josefus. Aufgabe des Tonnenlegers war es in erster Linie, Seezeichen auszulegen, einzuholen und zu bergen. Eingesetzt wurde das rund 40 Meter lange Schiff aber auch als Schlepper, Eisbrecher und zur Versorgung des damaligen Feuerschiffs «Fehmarnbelt». 1979 wurde es außer Dienst gestellt und dem Kieler Schifffahrtsmuseum übergeben. «Letztlich war die 'Bussard' mit ihren 14 Mann Besatzung zu teuer; heute würden solche Schiffe mit maximal fünf Leuten gefahren», erläutert Josefus.
Mehr als 20 Jahre lang lag die «Bussard» als Museumsschiff an der Brücke des Schifffahrtsmuseums. Dort konnte es auch besichtigt werden. «Im Jahr 2001 machten wir mit mehreren Gleichgesinnten einen Plan, wie wir das Schiff gemeinsam wieder flott machen könnten», schildert Josefus. Zunächst wurde eine Bestandsaufnahme gemacht und der Kessel - das Herzstück eines jeden Dampfschiffes - begutachtet. «Der Zustand war noch erstaunlich gut und so waren wir uns schnell einig: Das Schiff muss wieder fahren». Ventile, Rohre und die Elektronik - fast alle Teile des Schiffes wurden von der Crew an Wochenendenden und in der Freizeit ausgebaut und von Grund auf erneuert. Dann, nach fünf Jahren und rund 50 000 Stunden Arbeitszeit, war die «Bussard» wieder fahrtüchtig. Ein Jahr zuvor war der Verein «Dampfer Bussard» gegründet worden, der heute rund 75 Mitglieder hat.
«Nach einer ersten Probefahrt im November 2006 wurden zunächst noch mehrere Testfahrten unternommen, bevor wir in diesem Jahr mit den ersten Gästefahrten begonnen haben», erläuterte Josefus. Mit ihrer 540 PS starken Maschine kann die «Bussard» bei voller Fahrt eine Geschwindigkeit von 9 bis 10 Knoten erreichen. Dabei benötigt sie allerdings auch rund 400 Kilo Kohle pro Stunde. Eigner der «Bussard» ist nach wie das vor Schifffahrtsmuseum, Betreiber der Verein. Finanziert wird das Projekt unter anderem von der Stadt Kiel sowie von Sponsoren und Spenden.