Staatsanwalt fordert Freiheitsstrafe für Kapitän

Ein halbes Jahr nach dem Grenzzwischenfall in den deutsch-polnischen Ostseegewässern hat die Staatsanwaltschaft für den deutschen Kapitän der «Adler Dania» und zwei weitere führende Mitarbeiter der Adler-Reederei Strafbefehle beantragt. Für den Kapitän fordert die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Nötigung und Freiheitsberaubung eine Freiheitsstrafe von acht Monaten, die zu einer Bewährungsstrafe ausgesetzt werden soll, sagte Staatsanwalt Ralf Lechte am Mittwoch in Stralsund der dpa. Für den Betriebsleiter der Reederei in Heringsdorf und für den Inhaber der Adler-Schiffe Insel- und Halligreederei wurde wegen des Verdachts der Mittäterschaft an der Freiheitsberaubung Geldstrafen zu 60 Tagessätzen zu 20 beziehungsweise 150 Euro beantragt.

Das Ausflugsschiff war im Oktober 2006 von der deutschen Seite der Insel Usedom in Richtung des polnischen Swinemünde aufgebrochen. Nach einem Konflikt mit zivil gekleideten polnischen Zöllnern an Bord, die die Warenbestände inspizieren wollten, hatte der Kapitän der «Adler Dania» kurz vor dem Anlegen in Polen abgedreht und war mit den polnischen Beamten an Bord in deutsche Gewässer zurückgekehrt. Bei dem Vorfall Mitte Oktober sollen nach früheren Angaben des deutschen Kapitäns und der Crew der «Adler Dania» auch Schüsse gefallen sein. Diese Aussagen konnten bislang nicht bestätigt werden.

«Die Gesamtheit der Ermittlungsergebnisse, die Einlassungen der Beschuldigten und die Aussagen von Zeugen haben die Staatsanwaltschaft zu der Auffassung gebracht, dass ein hinreichender Tatverdacht besteht», sagte Lechte. Unter anderem hatte die Staatsanwaltschaft Stellungnahmen der drei polnischen Zollbeamten, die in Zivil das Ausflugsschiff betreten hatten, sowie Stellungnahmen der polnischen Beamten, die angeblich mit Schüssen das Schiff bedroht hatten, ausgewertet. Das Amtsgericht Wolgast muss nun entscheiden, ob es die Strafbefehle erlässt oder eine mündliche Verhandlung ansetzt. Zudem können die Betroffenen auch Einspruch gegen die Strafbefehle einlegen. Der Vorfall mit den angeblichen Schüssen hatte auch zu Reaktionen auf politischer Ebene geführt. Polnische Botschaft und Auswärtiges Amt hatten sich unmittelbar nach dem Zwischenfall für eine rasche Klärung des Sachverhalts «im Geiste der gutnachbarschaftlichen deutsch-polnischen Beziehungen » ausgesprochen.

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