Schon über 120 Werften in China
Die chinesische Regierung hat angekündigt, bis zum Jahr 2015 die größte Schiffbaunation der Welt zu werden. In Fachkreisen gibt es kaum Zweifel daran, dass China diesen Plan auch umsetzen wird. Aus dem Nichts ist China in den vergangenen beiden Jahrzehnten auf den dritten Rang hinter Korea und Japan vorgestoßen, gemessen an den Auftragsbeständen und der Tonnage der fertig gestellten Schiffe im Jahr 2006. Noch ist der Schiffbausektor der beiden Konkurrenten etwa doppelt so groß, doch China holt schnell auf. 2000 produzierten die Chinesen noch weniger als fünf Prozent der weltweit gebauten Bruttotonnage, im vergangenen Jahr waren es schon rund 15 Prozent. Bei den Auftragseingängen hat China bereits Japan überholt. Das Projekt des japanischen Industriekonzerns Kawasaki Heavy und seines chinesischen Partners Cosco zum Bau einer der größten Schiffswerften in China fügt sich ein in eine nationale Strategie.
Die Zahl der chinesischen Werften hat sich seit 2003 auf über 120 Betriebe mehr als verdoppelt. Die schnell wachsende chinesische Wirtschaft benötigt Transportkapazitäten unter anderem für die Einfuhr von Erdöl und Rohmaterialien. Auf chinesischen Werften entstehen deshalb bislang viele große Tanker und Massengutschiffe. Mittelfristig will das Land aber auch in höherwertige Marktsegmente vorstoßen und verstärkt große Containerschiffe oder Fähren auf dem Weltmarkt anbieten. Die Reederei China Shipping lässt bereits Containerschiffe mit 8530 Containern (TEU) Tragfähigkeit bei der Hudong-Zhonghua-Werft in Shanghai bauen.
Da auch andere asiatische Länder wie Vietnam, die Philippinen und Indien ihre Werftindustrie ausbauen, befürchtet der Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) mittelfristig Überkapazitäten auf den weltweiten Märkten, wenn der Bestellboom nachlässt. Der weltweite Schiffbau ist in den vergangenen 18 Jahren im Durchschnitt um acht Prozent pro Jahr gewachsen, parallel zum zügigen Wachstum des Welthandels. Im vergangenen Jahr wurden weltweit 2412 Schiffe mit einer Tonnage von 34,1 Millionen gewichteten Bruttotonnen (cgt) gebaut, davon 80 Prozent in den asiatischen Schiffbauländern. In diesem oder dem nächsten Jahr könnten es mehr als 40 Millionen cgt sein. Die Schiffbauverbände in Europa und Japan erwarten bis 2010 weltweite Kapazitäten von 44 bis 50 Millionen cgt. Das könnte verschärften Wettbewerbsdruck und heftige Preiskämpfe nach sich ziehen.