Schiffsmarktstudie: Stabilste Charterraten bei Mehrzweckfrachtern

Die Charterraten für Mehrzweckfrachter sind weniger beweglich als bei Containerschiffen. Das ergab eine Schiffsmarktstudie des Bremer Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) im Auftrag des Hamburger Emissionshauses OwnerShip. Wie das Unternehmen am Mittwoch in der Hansestadt mitteilte, beschäftigt sich die im Dezember 2005 durchgeführte Untersuchung mit Multipurpose-Schiffen in der Größenklasse von 500 bis 1.000 TEU. Dieser Markt umfasst nach ISL-Angaben rund 35 Prozent des Weltseehandels. Zum Vergleich: Der reine Containermarkt beträgt 13 Prozent des Seehandels.

„Die Flexibilität der Multipurpose-Schiffe macht sich bei den Charterraten bezahlt“, so Thomas Wenzel, geschäftsführender Gesellschafter von Ownership. „Denn je nach Marktlage können sie in besser zahlende Märkte ausweichen. Daher werden die Charterraten weniger von Nachfrageschwankungen beeinflusst und sind damit weniger volatil.“ Die Raten für ein Multipurpose-Schiff mit 1.000 TEU betrugen im November 2005 14.000 Dollar pro Tag und lagen damit immer noch 50 Prozent über den Charterraten vom Frühjahr 2004. Die Charterraten von Vollcontainerschiffen mit 1.000 TEU lagen im November 2005 bei 13.000 Dollar und entsprachen damit den Raten vom Frühjahr 2004.

Der größte Teil der weltweiten Multipurpose-Flotte – rund 76 Prozent – wird im Regional- und Feederverkehr eingesetzt. Rund die Hälfte davon ist überwiegend in Asien unterwegs. „Gerade die kleinen Mehrzweckfrachter haben ein großes Marktpotenzial“, sagt Wenzel. „Denn an jedem Ende einer Langstrecke übernehmen die kleinen Alleskönner die Anlieferung beziehungsweise Verteilung der Waren im Zielgebiet. In der Regel werden für die Ladung eines Ozeanriesens bis zu fünf Feeder benötigt.“ 22 Prozent der Multipurpose-Flotte werden auf den Nord-Süd-Strecken eingesetzt, zum Beispiel zwischen Europa und Afrika. Lediglich zwei Prozent bedienen Nischen im Ost-West-Verkehr.

Auch das günstige Verhältnis von Angebot und Nachfrage hält die Charterraten in dem Segment der Multipurpose-Schiffe stabil. Rund 37 Prozent der Flotte sind bereits 20 Jahre und älter. Demnach muss in den nächsten Jahren ein erheblicher Teil verschrottet werden. Dies wird zu einer Verknappung der angebotenen Tonnage führen, denn die Lücke wird durch die Ablieferung bestehender Neubau-Aufträge nicht geschlossen. Zusätzliche Aufträge können die Werften größtenteils nicht mehr annehmen, denn sie sind für die nächsten zwei Jahre weitgehend ausgelastet.

Antriebskraft der steigenden Nachfrage ist – wie in allen anderen Schifffahrtssegmenten auch – der anhaltende, globale Wirtschaftsaufschwung, der vor allem durch den Boom in China beflügelt wird. Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt das chinesische Wirtschaftswachstum für 2006 auf 8,3 Prozent – das globale dagegen auf 4,3 Prozent. Im Hinblick auf den Welthandel prognostiziert der IWF für 2006 eine Steigerung um 7,4 Prozent(World Economic Outlook, September 2005). Wegen des hohen Transportanteils von Massengütern und Rohstoffen entwickelt sich der Weltseehandel parallel zum weltweiten Wirtschaftswachstum. Seit 1985 ist der Seehandel durchschnittlich um 3,2 Prozent pro Jahr gestiegen. Das Marktvolumen der Multipurpose-Schiffe hat im gleichen Zeitraum durchschnittlich um 3,3 Prozent jährlich zugelegt. Da ein Großteil der Flotte im Feederverkehr eingesetzt wird, profitieren die kleinen Alleskönner besonders von dem dynamisch wachsenden Containermarkt. Aufgrund der insgesamt positiven Marktdaten geht das ISL davon aus, dass sich diese Tendenz im Multipurpose-Segment in den kommenden Jahren nicht ändern wird – auch wenn die Zuwächse im Containerverkehr sich denen der anderen Märkte anpassen werden. Nach dem Boom im Containermarkt erwartete das ISL bis 2008 eine Stabilisierung des Wachstums auf einem Niveau von sieben bis neun Prozent jährlich.

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