"Port Olpenitz" vor dem Start

Wehmut, aber zugleich Erwartung in Kappeln an der Schlei: Mit einem fünfstündigen Zeremoniell verlassen am 21. Juni Schiffe und Soldaten der Marine endgültig den Ostsee- Stützpunkt Olpenitz (Kreis Schleswig-Flensburg). In dem Kappelner Ortsteil steht nach 40 Jahren Militärzeit ein gigantisches maritimes Freizeit- und Tourismusprojekt in den Startlöchern. Wenige Wochen nach dem Abschiedsappell sollen im Hafen die Abrissbagger anrücken.

Bis 2012 wächst auf dem Ex-Kasernengelände mit vorgelagerten künstlichen Inseln der «Port Olpenitz» heran. Mit Gesamtinvestitionen von rund 700 Millionen Euro soll es das größte touristische «Hafendorf» an der gesamten Ostseeküste werden.

Mit der Umwandlung von Olpenitz sollen mittelfristig rund 1000 neue Arbeitsplätze entstehen, erläutert Kappelns Bürgermeister Roman Feodoria (CDU). Zudem erwartet er zusätzlich bis zu 200 Stellen im neuen internationalen Ausbildungszentrum für para-olympische Sportler, das von 2007 bis 2009 in dem benachbarten Stadtteil Ellenberg gebaut werden soll. Bis 2002 war dort die Marinewaffenschule angesiedelt. Die beiden Zukunftsprojekte würden die Arbeitsplatzverluste sowie die wirtschaftlichen Einbußen, die der Kleinstadt durch den Militärabzug entstanden, mehr als ausgleichen.

«Ich glaube ganz fest an beide Projekte», sagt Feodoria, «bin mir aber erst dann sicher, wenn die Spatenstiche gemacht sind.» Architekt Herbert Harm aus Waren (Mecklenburg-Vorpommern), der «Port Olpenitz» plant, will bei der Finanzierung ohne öffentliche Mittel auskommen. Der größte Geldgeber sitzt in Texas/USA. Ein weiterer Hauptinvestor ist die Wayss & Freytag Ingenieurbau AG, das deutsche Tochterunternehmen der Royal BAM Group (Niederlande), einem der führenden Baukonzerne Europas. Olpenitz-Vorbild ist das ebenfalls von Harm entwickelte binnenländische Hafendorf Rheinsberg (Brandenburg). Dort ist die Fläche an der Ostsee zehn Mal so groß.

In Olpenitz wird die Struktur des betonierten Hafens in den nächsten Monaten völlig aufgelöst. Das Gelände wird zum Teil abgetragen und zu kleinen Inseln aufgeschüttet. Hier wie auch auf der Landseite entstehen mehrere hundert Ferienhäuser mit Anlegestegen, zwei Hotelanlagen, kleine Appartementhäuser, ein Gästehafen mit hunderten weiterer Bootsliegeplätze, eine Event-Arena für bis zu 5000 Besucher, eine Freilichtbühne sowie eine Bootswerft. Hinzu kommt noch ein großes Aquarium. «Angedacht sind jetzt noch ein 18-Loch-Golfplatz und eine überdachte Skihalle», sagt Bürgermeister Feodoria. Bedenken von Naturschützern gegenüber dem Gesamtprojekt seien «im Grundsatz ausgeräumt», wenn auch noch über Einzelheiten diskutiert werde.

Laut Feodoria hatten sich kürzlich nach einer neutralen Bewertung Staat und private Investoren über den - nicht genannten Preis - für das Olpenitz-Areal geeinigt. «Die künftigen Eigner können auf das Gelände, sobald die Marine raus ist», sagt der 60-Jährige. Damit dürfte noch in diesem Jahr mit dem Abriss der Gebäude begonnen werden. Beauftragt hierfür sei das regionale gemeinnützige Unternehmen Neue Arbeit Nord in Husby bei Flensburg. Offiziell wird das Areal von fast 160 Hektar Land- und Wasserfläche aber erst zum Jahresbeginn 2007 von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben an die Investoren übergeben.

Insgesamt 6000 Gästebetten soll «Port Olpenitz» einmal anbieten. Im Vergleich dazu bringt es das nicht weit entfernte Ostseebad Damp auf gut 2700 Urlauberbetten. Weissenhäuser Strand, größter Ferienanbieter an Schleswig-Holsteins Ostsee, hat etwa 4000 Gästebetten.

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