"Polarstern" in unerforschten Gebieten

Nach 19 Monaten ist der Forschungseisbrecher «Polarstern» am Freitag von seiner längsten Expedition in die Antarktis nach Bremerhaven zurückgekehrt. Auf der rund 84 000 Seemeilen langen Reise habe der Klimawandel dem Schiff den Weg in unerforschte Gebiete im Westen und Osten der Antarktis geebnet, sagte eine Sprecherin des Alfred-Wegener-Institutes für Polar- und Meeresforschung (AWI). Während der zehn Fahrtabschnitte arbeiteten an Bord insgesamt 450 Wissenschaftler aus 24 Nationen. In meeresbiologischen und geophysikalischen Untersuchungen beschäftigten sie sich auch mit dem Klimawandel und seinen Folgen. Erstmals erreichte die «Polarstern» nach AWI-Angaben Gebiete in der Westantarktis, die bis vor wenigen Jahrzehnten noch mit Schelfeis bedeckt waren. Dort entnahmen die Wissenschaftler Gesteinsproben vom Meeresboden und brachten für die weitere Erforschung Messbojen aus, um die Ursache für das Schmelzen zu erkunden. Nach ersten Erkenntnissen der «Polarstern»-Expedition könnten erhöhte Temperaturen und Salzgehalte im Tiefwasser, aber auch vulkanische Aktivitäten den Rückzug des Eises ausgelöst und beschleunigt haben. Ein komplettes Abschmelzen des westantarktischen Eisschildes würde den Angaben zufolge einen Anstieg des Meeresspiegels um fünf Meter auslösen.

In der ebenfalls bislang nur schwer erreichbaren Ostantarktis konzentrierte sich die «Polarstern»-Expedition auf das so genannte Larsen-B-Gebiet. Dort waren in den vergangenen zwölf Jahren als Folge der globalen Erwärmung 10 000 Quadratkilometer Schelfeis abgebrochen. Aus der Untersuchung des nun erstmals freigelegten Meeresbodens erhoffen sich die AWI-Wissenschaftler Aufschlüsse über die Auswirkungen des Klimawandels auf die dort lebenden Pflanzen und Tiere. Zu den Höhepunkten der gesamten Expedition zählte nach AWI- Angaben die Überwinterung der «Polarstern» in der Antarktis. Dabei widmeten sich die Wissenschaftler unter anderem dem weitgehend unerforschten Leben des Krills während der kalten und dunklen Jahreszeit. Die «Polarstern» gehört zu den wenigen Forschungsschiffen weltweit, die die Antarktis während der Wintermonate befahren können. Kurz vor Abschluss der 19-monatigen Expedition entdeckten die Wissenschaftler ein kontinentales Fragment zwischen der Antarktis und Indien «von einer bisher nicht vermuteten Größe». Messdaten über das vor 120 Millionen Jahren entstandene Gebiet sollen nun in Computeranimationen einfließen, die als Grundlage für die Erforschung des aktuellen Klimawandels die früheren Meeresströmungen und die damalige Klimaentwicklung rekonstruieren sollen.

 

Teilen
Drucken
Nach oben