Ostsee könnte wärmer werden

Die Ostsee könnte in Folge des Klimawandels wärmer werden und an Salzgehalt verlieren. Die Erwärmung wirke sich zunächst auf die Oberfläche aus und dringe langsam in die Tiefe, sagte der Physiker Hans Burchard vom Institut für Ostseeforschung Warnemünde am Mittwoch bei einer Tagung europäischer Ostseeforscher in Rostock. Der erhöhte Niederschlag könnte dazu führen, dass aus der Ostsee mehr Salz ausgespült werde. Allerdings könnte laut Burchard auch der gegenteilige Effekt eintreten und durch einen großen Unterschied zwischen Nord- und Ostsee mehr Salzwasser einströmen. Die genauen Zusammenhänge müssten noch erforscht werden.

Mit der veränderten Abfolge von Hoch- und Tiefdruckgebieten schwanke auch die saisonale Niederschlagsmenge. Dadurch ändere sich der Eintrag von Nährstoffen, die über die Flüsse in die Ostsee gelangen, was sich wiederum auf die Nahrungskette auswirke. Auf die Lebensgemeinschaften könnten Veränderungen bei Salzgehalt und Temperatur nach Ansicht von Biologen weit reichende Auswirkungen haben. So könnten weitere Arten einwandern. In den vergangenen hundert Jahren seien bereits rund hundert Arten über die Nordsee oder durch den Schiffsverkehr in die Ostsee gelangt, sagte der Direktor des gastgebenden Instituts für Biowissenschaften der Universität Rostock, Gerhard Graf. Diese neuen Arten seien jedoch nicht immer eine Bedrohung für die heimischen Arten, da es in der Ostsee noch zahlreiche unbesetzte Nischen gebe.

Deutliche Folgen hatte dagegen laut Graf beispielsweise die Einwanderung eines Wurmes, der eigentlich an der amerikanischen Ostküste zu Hause ist. Inzwischen komme er besonders häufig in den flachen Boddengewässern zwischen dem Festland und den vorgelagerten Inseln vor. Er wirble den Grund so stark auf, dass deutlich mehr Nährstoffe, die im Sediment lagern, ins Wasser freigesetzt werden, was ebenfalls die Zusammensetzung des Ökosystems beeinflusse. Die Forscher machten allerdings auch deutlich, dass Strukturveränderungen in der Landwirtschaft oder Fortschritte bei der Reinhaltung der Flüsse innerhalb von fünf Jahren deutlichere Auswirkungen auf die Ostsee haben können, als der Klimawandel in hundert Jahren.

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