"Nordstjernen" feiert 50. in Hamburg
Sie ist keine Königin, bestenfalls eine Prinzessin des Nordens, mit Sicherheit aber eine charmante Dame. Die bei Blohm + Voss gebaute «MS Nordstjernen» ist jetzt zu ihrem 50. Jubiläum an ihren Geburtsort zurückgekehrt. Das Postschiff, das jahrzehntelang brav seinen Dienst auf der norwegischen Hurtigrute versah, ist inzwischen zur «Grande Dame» der neu gebildeten NSA Reederei geworden, die statt Postsäcken in die entlegenen Winkel der norwegischen Küstenlandschaft jetzt reiche Kundschaft auf Kreuzfahrten in das Nordmeer transportiert.
«Sie ist ein gutes Schiff», lobt Kapitän Rajmond Martinsen die Nordstern. Er weiß das genau, schließlich kennt er die «Nordstjernen» schon seit 1986. Seit eineinhalb Jahren führt er auch das Kommando über das Schiff mit seinen 2568 Bruttoregistertonnen. «Trotz ihrer 50 Jahre ist sie noch bestens in Schuss», sagt er nicht ohne Stolz. In der Tat - das noch vor 50 Jahren eingebaute Teak-Holz an Deck, Reling oder in den Innenräumen zeigt kaum Abnutzungsspuren. Rostflecken sind so gut wie nicht vorhanden, die Maschinenanlage lässt mit einem leichten Vibrieren ihre Muskeln spielen. «Ich möchte mit keinem Kapitän irgendeines größeren Luxusliners tauschen.»
Doch neben den modernen Luxuslinern verblasst der Nordstern beinahe. Am Kreuzfahrerterminal in Hamburg dominiert die Silhouette des Traumschiffs «Deutschland», während von der kleinen «Nordstjernen» gerade mal der Schornstein und ein Teil des Oberdecks über die Kaimauer ragen. «Aber so klein, wie die "Nordstjernen" neben der "Deutschland" aussieht, so klein fühlt sich die "Deutschland" neben der "Queen Mary 2"», lacht Bernd Stolzenberg, Geschäftsführer der Hurtigruten GmbH. Die Zahlen sind eindeutig - während die «Queen Mary 2» auf eine Länge von 345 Metern kommt, bringt es das brave Postschiff aus dem Norden gerade einmal auf 87,4 Meter.
Weder vom Äußerlichen noch vom Inneren hat die «Nordstjernen» mit den großen Kreuzfahrern viel Gemeinsames. Die kleinen Kabinen für die maximal 600 Passagiere wirken spartanisch, lassen das Verwöhn-Gefühl der Meeresriesen vermissen. «Aber unsere Kunden fühlen sich hier wohl», sagt Stolzenberg. Schließlich habe die Klientel der Hurtigruten andere Vorstellungen. «Und das kriegen sie bei uns - ein entspanntes und fast ursprüngliches Erlebnis in einem authentischen Umfeld.» Kapitän Martinsen hebt die «Eisbär-Garantie» hervor. «Bei unserer letzten Fahrt ins Nordmeer und nach Grönland haben wir 19 Stück gesehen.»
Auf der Brücke der «Nordstjernen» stehen Geschichte und Neuzeit dicht beisammen. Neben hochmodernen Steueranlagen, GPS- Navigationsgeräten, einer elektronischen Feuerlöschanlage und modernsten Radarschirmen stehen noch die vor 50 Jahren eingebauten Anlagen. Das aus Teakholz gefertigte Schiffssteuer, der blau lackierte Maschinentelegraph, der mechanische Neigungsanzeiger und auch der original eingebaute Magnetkompass im Messinggehäuse wirken eher wie Museumsstücke. «Aber alle Geräte sind voll funktionsfähig», erklärt Martinsen. Und sollte die gesamte Elektronik einmal ausfallen, können Kapitän und Besatzung auf Altbewährtes zurückgreifen. Der Hamburg-Besuch zum 50. Geburtstag der «Nordstjernen» ist für die Besatzung schon etwas Besonderes. «Welches Schiff kann schon auf ein so langes Leben zurückblicken», meint der Kapitän. «Und sie ist eine charmante Dame.»