Meyer Werft schafft neue Arbeitsplätze

Meter um Meter schieben sich die riesigen Kreuzfahrtschiffe über die schmale Ems. Die «Urlauberburgen» für die Weltmeere wirken wie schwimmende Hochhäuser, wenn sie auf dem Fluss in Präzisionsarbeit durch das Binnenland im Nordwesten Deutschlands an die Küste fahren. Jahr für Jahr bestaunen mehrmals tausende Schaulustige das Spektakel. Gebaut werden die schwimmenden Hotels mit Bars, Restaurants, Theatern oder Wellnessbereich in den beiden großen Baudocks der Meyer Werft im niedersächsischen Papenburg, rund 40 Kilometer von der Nordseeküste entfernt. Und das Geschäft mit Kreuzfahrtschiffen boomt. «Wir haben bis 2011 Vollauslastung», sagt Werftsprecher Günther Kolbe. Neben zehn Kreuzfahrtschiffen stehen in den Büchern der Werft noch ein Passagierschiff für Indonesien und acht Gastanker. Branchenkreisen zufolge ist das ein Auftragsvolumen von rund fünf Milliarden Euro. Die Zahl der Mitarbeiter wird dafür bis Ende des Jahres um 50 auf 2500 aufgestockt. «Wir verdoppeln dieses und nächstes Jahr auch die Zahl der Auszubildenden von 60 auf 120», sagt Kolbe. «Wir wollen dem Fachkräftemangel entgegenwirken.»

Grund zum Zurücklehnen sind die positiven Zahlen bei dem Familienunternehmen in sechster Generation nicht. «Wir wollen uns bis 2011 wappnen, um möglicher Konkurrenz aus Asien entgegenzuwirken. Es könnte sein, dass dort künftig auch verstärkt Anstrengungen im Kreuzfahrtbereich unternommen werden», warnt Kolbe vor zu großer Sorglosigkeit. Nicht nur die Werft wäre betroffen, sondern auch rund 900 Zulieferer pro Schiff.

Als jüngstes Projekt hatte die Werft die «AIDAdiva» an die Rostocker Reederei Aida Cruises ausgeliefert. Die Taufe des Schiffes in Hamburg wurde mit einem riesigen Feuerwerk gefeiert. Im September soll dann das nächste Schiff, die «Norwegian Gem» für die Reederei Norwegian Cruise Line die Ems passieren. Zu den Kunden der Schiffbauer zählt aber auch der US-Unterhaltungskonzern Walt Disney, der zwei Luxusliner bestellt hat, die größten, die bei der Meyer Werft gebaut werden. Um künftig noch größere Schiffe bauen zu können, will die Werft weiter investieren. So sollen Strommasten über der Ems höher gelegt werden. Im November 2006 war die Durchfahrt eines Schiffes gestoppt worden, weil der Abstand zwischen Leitungen und Schornstein zu gering war. Eine Durchfahrt wurde als zu riskant eingeschätzt. Die Abschaltung der Stromleitung war ein Grund für Stromausfälle in Millionen Haushalten in Westeuropa.

Zudem wollen die Landkreise eine Vertiefung der Ems und damit mehr Spielraum für die Werft, eine von Umweltschützern heftig kritisierte Maßnahme. «Die Anpassung ist nicht nur für uns, sondern auch für andere Schiffe. Wenn sie nicht kommt, wäre das für uns ein Wettbewerbsnachteil», sagt Kolbe. Ein Umzug an die Küste kommt für den größten Arbeitgeber der Region nicht in Frage. Technisch wäre vieles denkbar, auch eine Endmontage der Kolosse an der Nordsee. «Das Konzept ist aber, alles unter einem Dach zu machen, vom Training der Crew bis zum fertigen Schiff», sagt Kolbe.

Der Aufstieg an die Weltspitze begann für die Meyer Werft in den 1980er Jahren mit dem Bau des ersten Luxusliners «Homeric». Die «Norwegian Gem» ist das 21. Kreuzfahrtschiff. Heute ist das Unternehmen nach eigenen Angaben drittgrößter Anbieter. Die modernen Kolosse fahren auf allen Weltmeeren. Doch nicht nur die Luxusschiffe der kleinen Werft sind bekannt. Das von Humphrey Bogart und Katherine Hepburn in dem 1951 gedrehten Film «African Queen» vor der Küste Afrikas versenkte deutsche Kriegsschiff wurde in Papenburg gebaut. 1914 verließ die «Graf Goetzen» die Meyer Werft allerdings als Fracht- und Passagierdampfer. Auch heute ist es noch unterwegs. Kolbe: «Das Schiff ist in Afrika noch im Einsatz, es fährt da jeden Tag.»

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