Maßnahmen gegen Terrorgefahr im Wattenmeer

Auf der Suche nach potenziellen Terrorgefahren ist nun auch das Wattenmeer ins Visier von Sicherheitsexperten geraten. Bis Sommer 2007 erwartet die EU nach Angaben des Verbandes deutscher Reeder (VDR) konkrete Schutzmaßnahmen für den Fährverkehr, falls die niedersächsischen Behörden die ostfriesischen Inseln für besonders gefährdet von Anschlägen halten. «So ein Blödsinn», kommentiert das ein friesischer Fährmann.

Meterhohe Drahtzäune, Ausweispflicht und Taschenkontrollen wie auf internationalen Flughäfen bestimmen seit den Anschlägen vom 11. September 2001 weltweit das Bild in den großen Seehäfen im grenzüberschreitenden Verkehr. Die EU will diesen so genannten ISPS-Code nun auch auf die innereuropäischen Schiffsverkehre ausdehnen, sofern die nationalen Regierungen eine besondere Gefährdung sehen.

Die deutschen Sicherheitsbehörden werden möglicherweise eine derartige Gefahrenlage erkennen, mutmaßt der Reederverband. «Sie gehen anscheinend davon aus, dass El Kaida auch im Wattenmeer tätig sein könnte», sagt VDR-Hauptgeschäftsführer Hans-Heinrich Nöll.

Wie die potenziellen Terroristen im Schlick zwischen Festland und Inseln zu finden und zu stoppen wären, weiß im Moment noch niemand. Zwischen dem Notwendigen und dem Machbaren müsse ein Weg gefunden werden, meint der Sprecher des für die Häfen zuständigen niedersächsischen Wirtschaftsministeriums, Andreas Beuge.

Rund zehn Millionen Passagiere fahren allein aus Niedersachsen pro Jahr aus den zumeist kleinen Sielhäfen zu den ostfriesischen Inseln und nach Helgoland. Wie diese vielen Menschen zu kontrollieren wären, ist dem Nautischen Inspektor der größten Insel-Reederei Norden-Frisia, Matthias Etzold, ein Rätsel. «Den Bahnhof 80 Meter von unserem Anleger in Norddeich kontrolliert auch niemand», sagt er.

Würde der ISPS-Code wie in den internationalen Seehäfen angewandt, müssten die Reedereien weit mehr als nur ein paar Kontrollpunkte errichten. «Gefahrenabwehrpläne entwickeln, sich von den Behörden zertifizieren lassen, einen Sicherheitsoffizier an Bord beschäftigen und entsprechendes Personal im Landbetrieb benennen», zählt Nöll die Folgen auf.

Der Geschäftsführer der Baltrum-Linie, Onno Ulrichs, hat für derartige Pläne nichts übrig. «Auf Baltrum gibt es keine Autos, kaum Fahrräder und nur ein paar Pferdefuhrwerke», meint er. Internationales Gesetz auf die kleine Inselwelt zu übertragen, hält er deswegen für überflüssig.

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