Hilfe für Schleswig-Holsteins Fischer

Fangverbote, Dorschquoten, veraltete Kutter: Schleswig-Holsteins Fischer kämpfen seit Jahren mit einer Vielzahl von Problemen. Jetzt soll Hilfe aus Brüssel und Kiel kommen. Am Mittwoch wollen Ministerpräsident Peter Harry Carstensen und Landwirtschaftsminister Christian von Boetticher (beide CDU) das «Zukunftsprogramm Fischerei» vorstellen, aus dem bis 2013 insgesamt 32 Millionen Euro in den arg gebeutelten Wirtschaftszweig fließen sollen. Doch bei den Fischern vor Ort stößt das Programm auf wenig Begeisterung. Das gehe an 90 Prozent der Fischer vorbei, sagt der Geschäftsführer der Fischverwertung Lübecker Bucht, Ingo Dürkoop.

«Die meisten Betriebe können die Bedingungen, die an die Vergabe der Förderung geknüpft sind, gar nicht erfüllen», kritisiert Dürkoop. «Jungfischer zum Beispiel bekommen Zuschüsse nur für wenige Jahre alte Kutter, aber die sind so teuer, dass sie sie sich gar nicht leisten können», klagt er. Der Fischverwertung Lübecker Bucht gehören 17 Fischer aus Lübeck, Travemünde und Niendorf an. Positiv beurteilen sie nur, dass das Land jetzt die Anschaffung moderner Netze fördern kann. Diese Netzte haben spezielle Maschen, durch die die Jungfische schlüpfen können. So soll verhindert werden, dass die für den Verkauf zu kleinen Fische im Netz verenden und von den Fischern über Bord geworfen werden.

Mit dem auf einer EU-Verordnung basierenden «Zukunftsprogramm Fischerei» will die Landesregierung vor allem die Nachhaltigkeit der Fischerei fördern. Deshalb gibt es Zuschüsse nur für Investitionen, die der Schonung der Fischbestände dienen, für mehr Sicherheit und Hygiene auf den Fischereifahrzeugen sorgen oder für alternative Methoden zur Aufzucht von Fischen und anderen Wasserorganismen. Kein Geld aus Brüssel und Kiel gibt es dagegen für neue Schiffe. Dabei ist es das, was sich die rund 300 Haupterwerbsfischer an Nord- und Ostsee am dringendsten wünschen. Gemeinsam mit einer Werft und mit Unterstützung der Landesregierung hatten die Fischereiverbände einen so genannten Standardkutter entworfen, der preiswert zu bauen und vielseitig einsetzbar ist. Doch ob der in Brüssel auf Gegenlieb stößt, bezweifelt auch das Landwirtschaftsministerium.

«Wir rechnen nicht damit, dass die EU Zuschüsse für den Bau dieser Fahrzeuge genehmigen wird», sagt der stellvertretende Fischereireferent im Ministerium, Hans Christian Green. «Dabei wäre gerade vor dem Hintergrund des angestrebten Bestandsschutzes der Ersatz alter Schiffe durch neue sinnvoll, weil man nur damit modernes Fanggerät einsetzen kann», sagt Green. Doch da seien dem Land die Hände durch internationale Vereinbraungen gebunden. Das durchschnittliche Alter der Kutter liegt in Schleswig-Holstein bei 30 Jahren. Am meisten aber verärgert die Fischer die auch im Zukunftsprogramm wieder aufgelegte Regelung, dass ein Ersatz von Motoren nur genehmigt wird, wenn die neue Maschine 20 Prozent weniger Leistung hat, als die alte. Der Vorsitzende der Landesvereinigung der Erzeugerorganisationen für Nordseekrabben- und Küstenfischerei an der schleswig-holsteinischen Westküste, Joachim Dettmann, nennt das «einen der größten Skandale überhaupt». «Ich habe gerade meinen 19 Jahre alten Hauptmotor für 20 000 Euro überholen lassen, um den Leistungsabbau zu umgehen. Dabei wäre ein neuer Motor sparsamer und vor allem umweltfreundlicher gewesen», schimpft der Husumer Krabbenfischer. «Wenn das so weiter geht, segeln wir bald wieder», sagt er.

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