Häfen profitieren von Bahnnetz-Überlastung

Die Häfen in Mecklenburg-Vorpommern könnten in Zukunft von der Überlastung des Bahnnetzes im Westen Deutschlands profitieren. Das geht aus dem Masterplan für die Seehäfen hervor, den die Deutsche Bahn AG am Freitag in Rostock vorstellte. Demnach werden bis zum Jahr 2015 pro Tag rund 450 Züge mehr in den Nord- und Ostseehäfen ankommen und abfahren. Ein Großteil dieser Züge werde auf den Hauptsträngen im Westen fahren, die bereits heute zu 90 Prozent ausgelastet seien. In Mecklenburg-Vorpommern gebe es dagegen noch ausreichend Kapazitäten, um das Wachstum aufzunehmen. Ein Teil des Seeverkehrs könnte daher auf die Häfen im Nordosten ausweichen. Nach Ansicht des Bahnvorstands für Infrastruktur und Dienstleistungen, Stefan Garber, könnte sich so ein dritter Strang auf der Nord-Süd-Achse durch Deutschland und Europa entwickeln über Rostock, Berlin und weiter über Tschechien bis zur Adria. Die ostdeutschen Länder hatten sich zuletzt in einer «Berliner Erklärung» zu diesem Korridor bekannt. In Rostock könnten nach Ansicht von Hafenchef Ulrich Bauermeister auf diesem Wege auch wieder Container für den Ostseeraum verladen werden. Die Voraussetzungen dafür sind laut Garber weitgehend vorhanden.

Ein wichtiges Projekt für die Hinterlandanbindung des Schiffsverkehrs, die Sanierung der Gleisanlagen im Rostocker Hafen, wurde am Freitag offiziell abgeschlossen. In den vergangenen Jahren wurden die 38 Kilometer Gleise mit 93 Weichen für insgesamt 34 Millionen Euro erneuert. Zudem wurde die Nutzung des Netzes von Bahn und anderen Anbietern besser koordiniert. Damit ist Rostock laut Garber auf absehbare Zeit leistungsfähig. Der Masterplan für den Nordosten sieht nun noch vor, den Bahnhof am Fährhafen Sassnitz/Mukran auf Rügen zu einem Logistikzentrum mit Schwerpunkt auf dem Warenumschlag auf russische Breitspurwaggons auszubauen. Dort sollen auch Rohre für die deutsch-russische Gaspipeline lagern. Der Fähranlieger soll für die Abfertigung russischer Eisenbahnfähren erweitert werden. Im Hafen Wismar sollen der Zulauf und die Rangiermöglichkeiten für Züge verbessert werden. In dieses Projekt fällt auch der Ausbau des Bahnhofs Bad Kleinen. Für einen Ausbau der Strecke Stralsund-Pasewalk-Berlin sind dagegen laut Garber vom Bund keine Mittel vorgesehen. Der Schweriner Verkehrsminister Otto Ebnet (SPD) sagte: «Wir werden es nicht bereuen, wenn wir die Infrastruktur ausbauen, aber wir würden es bereuen, wenn wir es nicht tun, denn das würde bedeuten, wir verschenken Wachstum, wir verschenken Beschäftigung, wir verschenken wirtschaftliche Entwicklung.» Nach Ansicht von Eckart Fricke von der Bahn-Gütertochter Railion muss Mecklenburg-Vorpommern den Zeitvorsprung vor den polnischen Häfen nutzen, die unter dem schlecht ausgebauten polnischen Bahnnetz litten. Die Strukturen müssten jetzt aufgebaut werden, sonst drohten die Häfen im Nordosten von den polnischen übertrumpft zu werden.

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