G8-Gipfel stoppt Schiffsverkehr

Wenn in Hamburgs Partnerstadt Sankt Petersburg die Parks verriegelt werden, der Schiffsverkehr stoppt und die Oppositionellen Besuch vom Geheimdienst bekommen, steht in der Metropole an der Newa Großes an. So war es 2003 bei der 300-Jahr-Feier der Stadt Peters des Großen. Auch vor dem Gipfeltreffen der G8- Industriestaaten vom 15. bis 17. Juli herrscht für die Stadt und ihre mehr als vier Millionen Einwohner wieder der Ausnahmezustand. Dabei werden die Staats- und Regierungschefs dieses Mal einen weiten Bogen um das Zentrum machen.

Andere G8-Staaten richten die Gipfel längst außerhalb der Ballungsräume in den Bergen oder an der Küste aus. In Russland schert man sich weniger um Einschränkungen für die Bevölkerung. Beim ersten Gipfeltreffen der G8 auf russischem Boden soll geprotzt werden - und dazu eignet sich die Geburtsstadt von Präsident Wladimir Putin am besten.

Das «Venedig des Nordens» wird eine gesperrte Stadt sein. «Die Blockade von Petersburg», schrieb die Zeitschrift «Ogonjok» in Anspielung auf die barbarische Blockade der Stadt durch die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg, bei der eine Million Menschen starben. Zum G8-Gipfel bleibt der internationale Flughafen Pulkowo für den normalen Flugverkehr über Tage dicht. In der Stadt gibt es Gerüchte, dass auch der Eisenbahnverkehr vorübergehend eingestellt werde.

Die Schifffahrt wird in der Newa-Mündung sowie im östlichen Teil des Finnischen Meerbusens ruhen. Ausländische Reisegruppen, die Mitte Juli das Ende der Weißen Nächte erleben wollen, müssen mit dem Bus bis nach Helsinki fahren, um wieder nach Hause fliegen zu können.

Die Musik spielt beim G8-Gipfel im nachgebauten Konstantin-Palais am Ufer des Finnischen Meerbusens, etwa 20 Kilometer südwestlich der Stadt. Auf dem Weg dorthin bekommen die hohen Gäste nicht viel zu sehen. Ein kilometerlanger Zaun versperrt den Blick auf ärmliche Holzhäuser, eine gewaltige Müllkippe sowie den riesigen Südfriedhof.

Die verschärften Sicherheitsmaßnahmen sind schon Wochen vor dem eigentlichen Ereignis zu spüren. An den Straßen im Zentrum steht alle 50 Meter ein Milizionär. Allerdings ohne Funkgerät, was die Effektivität beim Einsatz gegen terrorverdächtige Personen erheblich mindern dürfte. Die Fliegerstaffeln der Region werden in Alarmbereitschaft versetzt.

Die Stadtführung wie auch die meisten Bürger wollen Sankt Petersburg als offene, tolerante Metropole präsentieren. Doch Russlands zweitgrößte Stadt hat auch eine Schattenseite, den Rechtsextremismus. Mehrere Morde an Ausländern und Dutzende Fälle von schwerer Körperverletzung gehen auf das Konto der Petersburger Skinheads. Die einstige Zarenmetropole trägt deshalb seit kurzem einen wenig ruhmreichen Beinamen - «die braune Hauptstadt Russlands».

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