EU einig über Fischerei-Quoten 2007

Die starken Fischerei-Nationen in der EU haben sich im Marathon-Poker um Fangquoten für 2007 über Bedenken von Umweltschützern hinweggesetzt. Die EU-Staaten einigten sich in der Nacht zum Donnerstag zwar auf Schutzmaßnahmen. Sie fielen aber deutlich schwächer als die Vorschläge der EU-Kommission aus.

Organisationen wie der World Wide Fund For Nature (WWF) und Greenpeace verurteilten die Entscheidung der EU-Agrar- und Fischereiminister als schwere ökologische Sünde. «Besonders für den Kabeljau sieht es finster aus», sagte Greenpeace-Experte Thilo Maack. Dem stimmte der WWF zu: «Der Kabeljau nähert sich immer schneller der kommerziellen Ausrottung.»

EU-Fischereikommissar Joe Borg, der den Mitgliedstaaten vor Verhandlungsbeginn am Dienstag eine Kürzung der Höchstfangmenge für Kabeljau von einem Viertel vorgeschlagen hatte, musste zurückstecken. Frankreich, Spanien, Großbritannien und andere versuchten - ungeachtet wissenschaftlicher Erkenntnisse - möglichst viel für ihre Flotten herauszuholen, wie aus Delegationen verlautete.

Letztlich wurden die Fangmengen an der schottischen Westküste und in der keltischen See um 20 Prozent, in den restlichen Fanggebieten um 15 Prozent und in den gemeinsamen Gewässern mit Norwegen um 14 Prozent gesenkt. Je nach dem, welche Maschengröße ihre Netze haben, verlieren die Fischer zwischen sieben und zehn Prozent ihrer Fangtage.

«Der Erholungsplan für Kabeljau aus dem Jahr 2004 hat nicht die erhofften Verbesserungen gebracht», beklagte Borg. Die EU-Agrar- und Fischereiminister legen jedes Jahr die Höchstfangmenge, deren Aufteilung auf die EU-Staaten (Quoten) und die dafür nötigen Vorgaben für die Flotten fest. Ein wichtiges Instrument, auf die schwankenden Bestände der Fischarten zu reagieren, ist, die Zahl der erlaubten Fangtage zu variieren. Borg sagte, ihm sei seine Lage klar gewesen. «Die Pläne sind von Anfang an heftig kritisiert worden, den einen waren sie zu schwach, den anderen zu streng.»

Der deutsche Agrar-Staatssekretär Gert Lindemann sagte: «Wir haben ein gutes Ergebnis erzielt.» Quoten und Fangmengen seien entsprechend der Schwäche der Bestände angepasst worden. «Dies ist ein guter Schritt in Richtung einer deutlichen Bestandserholung», sagte er. «Auf der anderen Seite haben wir mit dem nicht im Bestand gefährdeten Seelachs Alternativen geschaffen, die der deutschen Fischerei eine Existenzsicherung ermöglichen.»

Die Umwelt- und Tierschützer bekamen Unterstützung aus der Wissenschaft. Siegfried Ehrlich von der Hamburger Bundesforschungsanstalt für Fischerei sagte zu den EU-Beschlüssen: «Das entspricht nicht den Anforderungen, die wir als Wissenschaftler stellen.» Der Kieler Meeresbiologe Rainer Froese kritisierte: «Das ist viel zu wenig.»

Einen Rückzieher musste Borg auch bei der Sardellen machen, wo er während der Verhandlungen seinen Vorschlag, die Fischerei 2007 einzustellen, aufgab. Nun soll eine beschränkte Zahl französischer und spanischer Schiffe zwischen dem 15. April und 15. Juni für Sardellen auslaufen dürfen.

Wie weit die Positionen in der EU auseinander lagen, zeigte, dass die finnische EU-Ratspräsidentschaft keine Chance sah, einen Kompromiss über einen Erholungsplan für die ebenfalls überfischten Schollen und Seezungen auszuhandeln. Das muss nun der deutsche EU- Vorsitz machen, der am 1. Januar von den Finnen übernimmt. Für Seezungen wurden die Höchstmengen 2007 um 15 Prozent und für Schollen um 12,5 Prozent verringert.

Teilen
Drucken
Nach oben