"Cutty Sark" ausgebrannt

Ein Großbrand hat eine der bekanntesten Londoner Attraktionen, das 138 Jahre alte Segelschiff «Cutty Sark», stark beschädigt. Weite Teile des einst schnellsten Großseglers der Welt waren jedoch wegen Restaurationsarbeiten ausgelagert worden, so dass nur der Rumpf brannte und das Schiff wieder aufgebaut werden kann, wie der «Cutty Sark»-Treuhandfonds erklärte. Die Ursache des Feuers, das am frühen Montagmorgen ausbrach, war zunächst unklar. Die Polizei schloss Brandstiftung nicht aus. Sie rief mögliche Zeugen auf, sich zu melden. Vor dem Brand sei neben dem Trockendock in Greenwich im Südosten Londons ein silbergrauer Wagen bemerkt worden. Ermittler würden die Aufnahmen von Videokameras in der Umgebung sorgfältig auswerten, hieß es bei Scotland Yard.

Innerhalb von zwei Stunden löschten acht Feuerwehren die Flammen, die weithin zu sehen waren. Es wurde niemand verletzt. Der erste Alarm sei um 04.45 Uhr (05.45 Uhr MESZ) ausgelöst worden, sagte ein Feuerwehrsprecher. «Die Flammen haben ganz erhebliche Schäden angerichtet.» Teile der Themse-Kleinstadt Greenwich im Südosten von London, die wegen ihres Observatoriums auf dem Nullmeridian und der Greenwich Mean Time (GMT) weltbekannt ist, waren Stunden lang gesperrt. Mehrere Zug- und U-Bahnverbindungen waren unterbrochen. Das rund 68 Meter lange Holzschiff sei glücklicherweise nicht soweit zerstört worden, dass ein Wiederaufbau unmöglich wäre, erklärte Richard Doughty, der Leiter des «Cutty Sark»-Treuhandfonds Reportern. «Wir hatten Glück im Unglück, denn 50 Prozent der Schiffsausrüstung war wegen der Restauration ausgelagert.» Dazu gehörten auch der Hauptmast des Seglers und weite Teile der Takelage. Auch mehr als die Hälfte der Original-Beplankung habe sich während des Feuers in einem Lagerhaus befunden. Allerdings seien die Schäden am Schiffsrumpf und Teilen der Planken beträchtlich, sagte Doughty. «Wenn man solches Originalmaterial verliert, dann verliert man ein Stück Geschichte.» Die «Cutty Sark» war der einzige noch existierende Teeklipper der Welt. Sie war eigens für den Transport von Tee aus China so gebaut worden, dass sie lange Seereisen möglichst schnell bewältigen konnte.

Nachdem Dampfschiffe den Teetransport übernahmen wurde die «Cutty Sark» unter anderem für den Transport von Wolle aus Australien eingesetzt. Für Touristen war der 900-Tonnen-Großsegler ein Magnet, seit er 1954 in das eigens dafür gebaute Trockendock am Ufer von Greenwich vor der Königlichen Marine-Akademie als Museumsschiff seinen letzten Ankerplatz bekam. Millionen von Menschen, die den Nullmeridian in Greenwich besuchten, schauten sich auch den Großsegler an. Die «Cutty Sark» war am 23. November 1869 in Dumbarton am Clyde bei Glasgow vom Stapel gelaufen. Mit ihrer Segelfläche von rund 3000 Quadratmetern und ihrer schnittigen Figur wurde sie unter Kapitän Richard Woodget 1885 das schnellste Segelschiff ihrer Zeit, als sie ihre Rivalin schlug, die «Thermopylae». Die Höchstgeschwindigkeit des Seglers, der 35 Mann Besatzung hatte, betrug 17,5 Knoten (32,4 Stundenkilometer). «Damit war die "Cutty Sark" sozusagen der Ferrari der Meere ihrer Zeit», sagte Richard Doughty. Für die 2006 begonnene umfangreiche Restauration der «Cutty Sark» waren nach Angaben des Treuhandfonds rund 25 Millionen Pfund bereit gestellt worden (37,5 Millionen Euro). Die zusätzlichen Kosten für den Wiederaufbau nach dem Brand seien derzeit kaum abzuschätzen, erklärten Experten. Der Aufwand werde jedoch «sehr groß» sein. Die «Cutty Sark» sollte ursprünglich 2009 wieder für Besucher zugänglich sein.

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