"Butterfahrten" leben wieder auf
Eine deutsch-dänische Tradition lebt wieder auf: Mit Beginn dieser Saison knüpft die Flensburger Fördeschifffahrt nach einigen Jahren Pause an die Zeiten der legendären «Butterfahrten» an. Sechs größere und kleinere Fahrgastschiffe sind auf der Förde unterwegs. Mit der «Feodora» bedient eines davon, erstmals nach dem Aus der ursprünglichen «Butterfahrt», wieder eine deutsch-dänische Route. Die Fahrt geht bis Gravenstein (dänisch: Gråsten) auf der nördlichen Fördeseite und von dort zurück in deutsche Gewässer rund um Holnis Spitze, dem nördlichsten Festlandpunkt Deutschlands, bis hinein in den idyllischen Hafen Langballigau.
Wie früher gibt es an Bord das gemütliche Restaurant und günstige Einkaufsmöglichkeiten unter derzeit geltenden zollrechtlichen Modalitäten, wenn auch nicht mehr im früheren Umfang. «Minibutterfahrt nach Kollund», «Flensburger Schnäppchentour», «Dänische Anrettingstour» und «Erlebnisfahrt Egernsundbrücke», heißen die Fahrtangebote.
Das neue Angebot «Minibutterfahrt» ist jedoch rein nostalgischer Natur. Besondere steuerliche Vorteile wie einst gibt es kaum, nur eine Schachtel steuerfreie Zigaretten pro Nase und preisgünstigen Alkohol im Ausschank. Außer den angebrochenen Zigaretten darf nichts mitgenommen werden. Bis zum «Aus» der Butterschiffe 2001 gab es den kompletten zollfreien Einkauf mit Mitnahme der Ware von Bord.
Sie segeln im Fahrwasser jener «Petuhtanten», die sich vor dem Ersten Weltkrieg regelmäßig bei den Ausflugsfahrten zu Kaffee, Kuchen und Klatsch trafen. Der Begriff «Petuh» leitet sich vom französischen «partout» ab. Partoutkarten hießen seinerzeit die Dauerkarten, mit denen die Petuhtanten unterwegs waren. Sie sprachen einen eigenen Flensburger Dialekt, das «Petuhtanten-Deutsch». Das ist eine Mischung aus dänischem Wortschatz und Satzbau mit deutschen Wörtern.
Einer der «Newcomer», die täglich mit Ziel Kollund oder Gravenstein in See stechen, ist der Kapitän und Gründer seiner Nordischen Ausflug-Schifffahrts GmbH (NAS), Alexander Klein. Er hatte nicht wenige Hindernisse zu meistern, bevor sein Schiff «Feodora» den Auslandsverkehr ins gegenüber liegende Dänemark aufnehmen konnte. Wie große Schiffe, so haben auch die kleineren neue internationale Sicherheitsauflagen zur Terrorabwehr zu beachten. «Meine Feodora ist so sicher wie die Queen Mary 2», sagt der 37-jährige Käpt'n. Fahrgäste sollten sich also über umzäunte Kaiplätze und Ausweiskontrollen nicht wundern.
Mit neuem Programm ist auch die «M/S Nordertor» auf der Förde aktiv, die sich auf dänische Tagesausflügler konzentriert hat. Ganz wie in alten «Butterfahrt»-Zeiten sammelt die Reederei mit Omnibussen die Fahrgäste auf dänischer Seite ein, um sie in Flensburg an Bord zu nehmen.
Treu und brav zeigt seit Jahren zuverlässig das Lieblingsschiff der Flensburger, «die Alex», Flagge auf der Förde. Kein anderes Schiff verkörpert die Tradition besser als diese alte Salondampferdame «Alexandra». Das schwimmende Wahrzeichen Flensburgs steuert hart auf den 100-jährigen Geburtstag im Jahr 2008 zu. Als «Kulturdenkmal» dampft das historische Passagierschiff - seit der Außerdienststellung 1975 und Grundsanierung 1980 bis 1988 - inzwischen bereits seit 17 Jahren wieder auf der Förde.
Informationen im Internet und die Adressen der wichtigsten Schiffe: www.schifffahrt-flensburg-gluecksburg.de; www.nas-schiffsausfluege.de; www.dampfer-alexandra.de; www.ms-moewe.net