Blockierter Propeller löste "Hoheweg"-Tragödie aus

 Ein Wasserschlauch hat den Untergang des Fischkutters «Hohe Weg» und letztlich den Tod von vier Seeleuten ausgelöst. Der Schlauch habe den Antrieb des 23 Meter langen Schiffes blockiert und zusammen mit einer Kette noch ungeklärter Umstände in kurzer Zeit zum Kentern des hochseetüchtigen Kutters geführt, sagte ein Sprecher der Bundesstelle für Seeunfall-Untersuchung (BSU) am Donnerstag in Bremerhaven. Ein schuldhaftes Verhalten eines der Besatzungsmitglieder sei als Unfallursache auszuschließen. Die am 8. November in der Nordsee gesunkene «Hohe Weg» wurde am Montag gehoben und wird derzeit in Bremerhaven untersucht.

Die Tragödie auf den so genannten Nordergründen muss sich in kürzester Zeit abgespielt haben. Innerhalb von 60 Sekunden verschwand die «Hohe Weg» an jenem Novemberabend von den Bildschirmen der Radarüberwachung in der Deutschen Bucht. Das ergaben erste Auswertungen der Aufzeichnungen durch die BSU-Experten. Spuren an Bord des Fischkutters deuten darauf hin, «dass die Besatzung alles unternommen hat, sich und das Schiff zu retten», sagte ein BSU- Sprecher. Einen Notruf konnten die vier Fischer jedoch nicht mehr absetzen. Die Handfunksprechgeräte befanden sich zwar offenbar in Griffweite, wurden aber nicht benutzt. Die Seenotretter waren durch eine automatische Seenotboje alarmiert worden.

Auf den Schlauch als vermutlichen Auslöser waren die BSU-Experten schon bei der Bergung der «Hohe Weg» am Montag aufmerksam geworden. Gewissheit bekamen sie jetzt, als das Wrack in einem Dock in Bremerhaven abgesetzt wurde. Der Schlauch war auf der Backbordseite in Höhe des Brückenhauses über Bord gefallen und hatte sich in die so genannte Corddüse des Schiffsantriebes gezogen. Dieser Vorfall sei aber nur der Beginn einer Kette von Ereignissen gewesen, die letztlich zum Untergang des Fischkutters führten. «Es ist nur mit Sicherheit davon auszugehen, dass keines der Besatzungsmitglieder durch ein schuldhaftes Verhalten zu dem Unglück beigetragen hat», sagte der BSU-Sprecher.

Welche weiteren Faktoren zu der Tragödie führten, soll in den nächsten Tagen im Detail geklärt werden. Routinemäßig überprüfen die Experten dabei beispielsweise, ob die Luken verschlossen waren und ob nachträgliche Einbauten die Stabilität des Schiffes veränderten. Bislang kann das Wrack allerdings noch nicht betreten werden. Spezialisten sollen es in den nächsten Tagen von Sand und Schlick befreien; unter anderem ist der Maschinenraum mit einer zwei Meter dicken Sandschicht bedeckt. Unklar ist weiterhin, ob sich die Leiche des 27 Jahre alten Kapitäns noch an Bord der «Hohe Weg» befindet. Die Leichen der übrigen drei Besatzungsmitglieder, darunter zwei Männer von der Insel Rügen, waren in den vergangenen Monaten in der Nordsee entdeckt worden.

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