Bei TUI geht es jetzt an die Substanz

Beim Reise- und Schifffahrtsriesen TUI geht es jetzt an die Substanz. Zwar sind die Pläne meist im Detail noch nicht bekannt, die TUI-Chef Michael Frenzel an diesem Donnerstag dem Aufsichtsrat vorlegen will. Aber eins steht jetzt schon fest: Den Gürtel noch enger schnallen, wird die Devise heißen. Die Kosten müssen runter und die Erträge rauf, hat Frenzel als Ziel ausgegeben und dafür der Belegschaft auch schon «gravierende Einschnitte» in Aussicht gestellt. Noch mehr als für die Konzernzentrale in Hannover wird das voraussichtlich für die Töchter in Frankreich und Großbritannien gelten. Aber insgesamt dürfte kaum einer unberührt bleiben von den anstehenden Veränderungen.

Die Unruhe im Konzern ist groß und die Spekulationen um das Unternehmen und seine Führung treiben seit Wochen wilde Blüten. Frenzel ist bereits seit der Hauptversammlung im Mai unter Beschuss von Finanzinvestoren, die eine Aufspaltung in die Segmente Reise und Schifffahrt fordern, weil sie so eine bessere Entwicklung erwarten als unter dem Dach der Holding. Dass zur Jahresmitte auch die Schifffahrt unerwartet in rote Zahlen geriet, hat die Situation noch verschärft. Die Reedereitochter Hapag-Lloyd sollte eigentlich die Schwankungen im Reisesektor ausgleichen. Nun gibt es Mutmaßungen, dass der gesamte Konzern in die Verlustzone rutschen könnte.

Noch sieht Frenzel den Aufsichtsrat hinter sich, wie er erst kürzlich wieder betonte. Rückendeckung habe er auch für seine Zwei- Säulen-Strategie aus Reise und Schifffahrt. An diesem Donnerstag aber wollen die Kontrolleure Tacheles reden. Effizienzverbesserung, weitere Kostensenkung und Ausbau des Internetgeschäfts hatte Frenzel ihnen versprochen. In der Konzernzentrale wird die TUI Deutschland mit der Holding zusammengelegt und voraussichtlich ein Gebäude geschlossen.

Jedenfalls geht die TUI-Spitze mit dicken Aktenordnern in die anstehende Sitzung. Dem Vernehmen nach dürfte darin auch ein Projekt sein, mit dem Frenzel schon seit langem liebäugelt: Der Einstieg ins Massengeschäft mit Kreuzfahrten, nach Art der Aida. Die amerikanische Reederei Carnival bestätigte erst vor wenigen Tagen Gespräche mit TUI. Ein Ergebnis gebe es aber noch nicht. Der Kreuzfahrtmarkt ist einer der wenigen wirklich boomenden Bereiche in der Branche. TUI ist dabei bisher nur mit Luxusschiffen der Hapag Lloyd vertreten.

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