BallinStadt eröffnet
Toleranz, Freiheit, Genug zu essen - das wünschten sich die Millionen Auswanderer, die zwischen 1850 und 1939 Europa verließen, um in der Neuen Welt ihr Glück zu suchen. Das neue Auswanderermuseum BallinStadt erinnert an diese fünf Millionen Menschen, die von Hamburg aus nach Übersee aufgebrochen sind. «Eine Reise voller Hoffnungen, Wünsche und Träume - hier nahm sie ihren Anfang», sagte Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU) am Mittwoch bei der Eröffnung des 13 Millionen Euro teuren Museums im Stadtteil Veddel, wo 60 Prozent der Menschen einen Migrationshintergrund haben. Der Generaldirektor der Reederei Hapag, Albert Ballin (1857-1918), hatte 1901 dort eine eigene Stadt für die Auswanderer errichtet.
Drei der 30 historischen Hallen wurden originalgetreu wieder aufgebaut. In der ersten Halle können die Besucher in einem Familienforschungsbereich nach ihren Vorfahren suchen - im Internet und anhand der Passagierlisten von 1850 bis 1934. In der zweiten Halle können die Besucher die Stationen der Auswanderung - von den Verhältnissen in Europa über die Schiffspassage bis zur Ankunft in New York - anhand von Originaldokumenten und einigen Einzelschicksalen nachvollziehen. Ein Gefühl von der Atmosphäre in den Auswandererhallen soll die historische Halle mit einem nachgebauten Schlafsaal und einem Speisesaal vermitteln.
«"Mein Feld ist die Welt" - das war nicht nur das Motto von Albert Ballin, sondern von jedem Einzelnen, der sein Glück in der Neuen Welt suchte», sagte von Beust. Angeblich soll in den Auswandererhallen auch der berühmte Hamburger erfunden worden sein. «Dort, im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten", schien alles erreichbar, was die Heimat einem versagte», heißt es im Grußwort des Bundespräsidenten Horst Köhler. «Das Auswanderermuseum, am historischen Startpunkt der Auswanderung errichtet und symbolträchtig am amerikanischen Nationalfeiertag eingeweiht, wird uns einen Teil der gemeinsamen historischen Erfahrung unserer beiden Länder eindrucksvoll in Erinnerung rufen», schrieb Kanzlerin Angela Merkel.
Der amerikanische Generalkonsul Duane C. Butcher erinnerte daran, dass rund 58 Millionen Amerikaner deutsche Wurzeln haben. «Die Errungenschaften der deutschen Auswanderer waren von großer Bedeutung. Sie haben die USA zu dem gemacht, was sie heute sind.» Das Museum im Stadtteil Veddel sei aber auch ein Appell an alle, «den heutigen Migranten einen Platz in unserer Gesellschaft einzuräumen». Auch die beiden Hauptsponsoren, die Vorstandsvorsitzenden von Hapag- Lloyd und der Norddeutschen Affinerie, Michael Behrendt und Werner Marnette, verwiesen auf diese Verantwortung. «Deutschland muss endlich akzeptieren, dass es ein Einwanderungsland ist», forderte der Historiker Prof. Arnulf Baring.