Aufwind für die deutsche Flagge
Hintergrund der Rückflaggung ist die politische Entscheidung zur Erhöhung des Lohnsteuereinbehalts auf 100 Prozent für die an Bord beschäftigten Seeleute seit dem 1. Juni. Auch die in Kürze wirksam werdende Anpassung der Schiffsbesetzungsverordnung erleichtert den wirtschaftlichen Betrieb von Schiffen unter deutscher Flagge. Die Reederei F. Laeisz will drei weitere Autofrachter einflaggen, von denen zwei als Ausbildungsschiffe angemeldet werden sollen, um Schiffsmechaniker auszubilden.
Weitere deutsche Reeder haben bereits angekündigt, wieder mehr Schiffe unter die deutsche Flagge bringen zu wollen. So hat die Offen Gruppe in Hamburg kurzfristig auf das Inkrafttreten des vollen Lohnsteuereinbehalts reagiert. Am 2. Juni wurde das 14 000 TEU-Flaggschiff der Offen-Containerflotte, die unter dem Charternamen „MSC Genova“ fahrende „CPO Genova“, in Singapur unter die deutsche Flagge zurückgeflaggt. Gleichzeitig übernahmen ein deutscher Kapitän und fünf deutsche Offiziere das Schiff. Weitere Offen-Schiffe sollen folgen.
Der Verband Deutscher Reeder (VDR) begrüßte die Rückflaggung und die damit einhergehende wieder ansteigende Beschäftigung von deutschen nautischen und technischen Offizieren an Bord. Die hohen Lohnnebenkosten und starre Beschäftigungsvorgaben für europäische Seeleute hatten in der seit 2008 andauernden Schifffahrtskrise zu einem starken Rückgang der deutschen Flagge auf 186 Schiffe – bei einer Handelsflotte von 2995 Schiffen – geführt (Stand: 30. April 2016). Allein in den vergangenen zwei Jahren haben rund zehn Prozent der deutschen Seeleute ihren Arbeitsplatz verloren.