20 Jahre Fährhafen Sassnitz-Mukran
Mit einem Festakt begeht der Fährhafen Sassnitz-Mukran an diesem Donnerstag sein 20-jähriges Bestehen. Erwartet würden Vertreter aus der russischen Politik und Wirtschaft, die mit der Fähre «Vilnius» aus Klaipeda anreisen werden, teilte der Fährhafen am Montag in Sassnitz mit. Die Fährlinie nach Klaipeda ist die älteste Fährverbindung des vor 20 Jahren eröffneten Ostseehafens in Sassnitz-Mukran. Mit dem Bau des Hafens zwischen 1983 und 1986 reagierte die DDR-Regierung auf die zunehmend instabilere politische Lage in Polen.
Im Jahr 2005 wurden nach Angaben von Hafenchef Harm Sievers rund 5,3 Millionen Tonnen umgeschlagen, davon rund 100 000 Tonnen auf der Schiene. Nach einer Umschlagsprognose des Bundesverkehrsministeriums steigt der jährliche Bruttoumschlag in Sassnitz bis zum Jahr 2015 auf rund 12 Millionen Tonnen. Noch in diesem Jahr soll eine neue Fährverbindung zwischen dem Fährhafen Sassnitz und dem russischen Hafen Baltijsk im Kaliningrader Gebiet aufgenommen werden, wie Wirtschaftsminister Otto Ebnet (SPD) und der russische Vize- Transportminister Alexander Mischarin vor zehn Tagen in Sassnitz angekündigt hatten. Der Fährhafen Sassnitz-Mukran ist der einzige deutsche Hafen mit russischer Breitspur.
Nach Inbetriebnahme der Eisenbahnfährverbindung pendelten nach Angaben des Hafens zwischen 1986 und 1989 insgesamt fünf Fährschiffe mit einer Kapazität von je 103 Breitspureisenbahnwaggons zwischen Klaipeda und Mukran. Mit der Fährverbindung konnte der unsichere Transport über das polnische Festland umgangen werden. Im Jahr 1989 betrug der Jahresumschlag in Mukran rund 3,1 Millionen Tonnen. In den vergangenen 20 Jahren wurden weit mehr als 60 Millionen Tonnen in Mukran umgeschlagen, wie der Hafen mitteilte.
Mit der Wende brach der Eisenbahnfährverkehr zwischen der ehemaligen DDR und Russland nahezu zusammen. Mit der Rückführung der letzten GUS-Truppen 1994 verlor der Hafen zudem seine militärische Bedeutung. 1994 wurde der Hafen kommunalisiert. Die Stadt übernahm 90 Prozent, das Land Mecklenburg-Vorpommern 10 Prozent der Anteile. Von 1995 an wurde der Hafen für rund 87 Millionen Euro ausgebaut. Der Ausbau unter der Leitung des damaligen Fährhafenchefs Andreas Meister sollte zu einer wirtschaftlichen Belebung des strukturschwachen Hinterlandes beitragen. Kaianlagen und neue Terminals entstanden. Der Hafen wurde für den Lkw- und Trailerverkehr und konventionellen Umschlag umgestaltet. Auf Gewerbeflächen im Hafen hat sich mit EuroBaltic eines der größten Fischverarbeitungswerke in Europa angesiedelt. Die Verarbeitungskapazität beträgt 50 000 Tonnen Fisch pro Jahr.
Ex-Fährhafenchef Meister, der dem Fährhafen rund neun Jahre vorstand, muss sich von November an wegen Untreue und Betruges vor dem Stralsunder Landgericht verantworten. Er musste im April 2004 wegen der Ermittlungen seinen Posten räumen.