150 Jahre Lloyd Werft

Der Auftrag klingt knifflig - zwei jeweils 160 Meter lange Schiffe zu bauen, die schwimmende Schwerlastladung aufnehmen können. Damit soll beispielsweise der Transport ganzer Binnenschiffe möglich sein. Was sich nach einer schwierigen Aufgabe anhört, ist wie geschaffen für die Spezialisten der Lloyd Werft in Bremerhaven. Die Werft wurde 1857 als Reparaturwerkstatt der Bremer Reederei Norddeutscher Lloyd gegründet. Dieses Jahr feiert das nordwestdeutsche Traditionsunternehmen wie die Reederei seinen 150. Geburtstag. Heute (22.6.) wird auf der Werft gefeiert.

Rechtzeitig zum runden Geburtstag verzeichnen die Schiffsbauer pralle Auftragsbücher. Und mit dem Bau der 305 Meter langen und 50 Meter breiten neuen Kaiserschleuse kann die Werft zukünftig auch die größten Containerschiffe der Welt renovieren. «Die Schiffe müssen nicht extra einen zusätzlichen Hafen anlaufen und brauchen ihren engen Fahrplan nicht zu verlassen», sagt der Chef der Lloyd Werft, Werner Lüken. Bislang verhinderte die schmale Drehbrücke im Nordhafen die Einfahrt der größten Schiffe in die Werft. Außer den beiden Neubauten stehen im Jubiläumsjahr unter anderem der Umbau zweier Fährschiffe sowie des Kreuzfahrtschiffes «Aida Blu» auf dem Programm der rund 530 Werftarbeiter.

Die Gegenwart sieht also glänzend aus - doch davon konnte in der Vergangenheit nicht immer die Rede sein. So brachte die Entwicklung rund um die Bremer Vulkan AG das Unternehmen in große Schwierigkeiten. Vulkan hatte die Lloyd Werft 1984 übernommen. Mit dem Konkurs des einst größten deutschen Werftenverbundes trennten sich die Wege jedoch wieder, die Lloyd Werft wurde selbstständig. Noch gravierendere Auswirkungen hatte ein schweres Unwetter im Januar 2004: Das Kreuzfahrtschiff «Pride of America» havarierte am Ausrüstungspier, der Schaden belief sich auf über 150 Millionen Euro. Für die verspätete Ablieferung des Schiffes musste die Lloyd Werft eine Vertragsstrafe in zweistelliger Millionenhöhe zahlen und in der Folge Insolvenz anmelden. Im Dezember 2004 stimmten die Gläubiger dem Insolvenzplan des Unternehmens zu. Werftchef Werner Lüken macht das Kundenvertrauen für die Rettung verantwortlich: «Das ist heutzutage nicht selbstverständlich.»

Ihr hohes technisches Können bewiesen die teilweise bis zu 6000 Werftarbeiter in den vergangenen 150 Jahren immer wieder. Einer der spektakulärsten Aufträge war sicherlich die Reparatur der «Maxim Gorki» im Sommer 1989. Das sowjetische Kreuzfahrtschiff war westlich der norwegischen Insel Spitzbergen mit einem Eisberg kollidiert. Die rund 570 Passagiere blieben unverletzt, das Schiff lief nach notdürftiger Instandsetzung Bremerhaven an. Dort gelang es der Werft in nur 44 Tagen, die «Maxim Gorki» wieder flott zu machen.

Seit Anfang 2006 ist die italienische Fincantieri-Werft Anteilseigner der Bremerhavener. Viele Fincantieri-Schiffe kreuzen im Sommer auf der Nord- und Ostsee. Daher erhofft sich Lüken vom Einstieg der größten Kreuzliner-Werft der Welt neue Aufträge für sein Unternehmen: «Für die Reedereien bedeutet es eine große Kostenersparnis, wenn sie ihre Schiffe auf dem Rückweg ins Mittelmeer zu uns zur Wartung schicken.» Ein Grund mehr, nach vielen schwierigen Jahren voller Zuversicht in die Zukunft zu blicken.

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