Editorial aus Schiff&Hafen 8/2020: Rückenwind für unser Klima

Dr.-Ing. Silke Sadowski, Chefredakteurin

In den vergangenen Wochen sind gleich mehrere wichtige Entscheidungen für eine zukünftige klimafreundlichere Energieerzeugung getroffen worden. Und dabei passen erfreulicherweise viele Faktoren zusammen: Zunächst beschließt das Bundeskabinett Anfang Juni mit der Anpassung des Windenergie-auf-See-Gesetzes (WindSeeG) die – von der Branche seit Langem geforderte – Erhöhung der Ausbauziele für die Offshore-Windenergie auf 20 GW bis 2030, verbunden mit einer Zielmarke von 40 GW bis 2040. Nur wenige Tage später wird die viel diskutierte Nationale Wasserstoffstrategie verabschiedet, auf deren Basis Wasserstoff als ein Kernelement der Energiewende verankert werden soll. Folgerichtig wird hier der Schwerpunkt auf den sogenannten „grünen Wasserstoff “ gelegt, als dringend benötigter Baustein einer nachhaltigen weltweiten Energieversorgung mittels erneuerbarer Quellen zur Erreichung der Klimaschutzziele. Offshore-Windenergie ist dabei eine essenzielle Säule im Mix der erneuerbaren Energien, die zur Produktion der gewaltigen Mengen an grünem Wasserstoff benötigt werden.

Mit grünem Strom und Wasserstoff kann zukünftig ein großer Teil des Energiebedarfs gedeckt werden. Einige Segmente bleiben jedoch noch auf lange Sicht auf gasförmige oder flüssige Kraftstoffe angewiesen. Insbesondere für die Schifffahrt werden sowohl rein elektrische Antriebe als auch Brennstoffzellen nur begrenzt und in speziellen Anwendungen zum Einsatz kommen können. Für eine nachhaltige globale Handelsschifffahrt müssen zukünftig daher klimaneutrale, synthetisch hergestellte Kraftstoffe in ausreichenden Mengen bereitgestellt werden. Die technologischen Grundlagen hierfür sind vorhanden und an der Umsetzung, Optimierung und Skalierung wird vielerorts im Rahmen zahlreicher Forschungsvorhaben gearbeitet. Dabei stehen auch beim Stichwort Forschung und Entwicklung die Zeichen in Deutschland auf „Grün“. So hat die Bundesregierung kürzlich eine signifikante Aufstockung unterschiedlicher maritimer Förderprogramme bekanntgegeben – mit dem wesentlichen Ziel, die Schifffahrt als klimafreundliches Verkehrsmittel zu stärken.

Passend zu diesen Entwicklungen hat die EU-Kommission nahezu zeitgleich ihre EUWasserstoffstrategie vorgestellt und damit die Schlüsselrolle des Ausbaus der Wasserstofftechnologie für die Erreichung der europäischen Klimaschutzziele untermauert. Somit ist der Weg frei, Wasserstoff auch europaweit schnell marktfähig zu machen. Mit der frühzeitig eingeleiteten Energiewende und technischem Know-how verfügt die deutsche Industrie über eine hervorragende Ausgangsposition, hier eine Technologie- und Marktführerschaft zu gestalten. Mit der jüngst übernommenen EU-Ratspräsidentschaft hat Deutschland darüber hinaus die Chance, auch auf politischer Ebene wichtige und richtige Akzente zu setzen, um die großen Potenziale von erneuerbaren Energien, insbesondere von Offshore-Windenergie, grünem Wasserstoff und Power-to-X-Technologien zu erschließen.

Auch wenn all diese für unser Klima so wichtigen Schritte genauso und eigentlich schon längst hätten erfolgen müssen, so ist doch ganz klar eine „Beschleunigung“ der Prozesse durch die Corona-Pandemie zu erkennen. Klima und Umwelt stehen im Zentrum der geplanten Investitionen, die bei der wirtschaftlichen Erholung von der Corona-Krise wichtige Impulse liefern sollen.

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