„Klare und deutliche Signale“ pro LNG aus der Politik

Brunsbüttels Hafenchef Frank Schnabel wirbt seit gut einem Jahrzehnt dafür, dass Deutschland ein Importterminal für Flüssiggas (LNG) bekommt. Es ist ein harter Kampf. Zwar gibt es mit der German LNG GmbH einen Projektträger für das Vorhaben am Übergang von der Elbe zum Nord-Ostsee-Kanal. Mit Vopak hat ein beteiligtes Unternehmen aber sein Engagement zuletzt eingeschränkt, da sich die Genehmigung der Anlage immer weiter hinzieht. Schnabel hofft, dass durch die jüngsten politischen Signale aus Berlin wieder Tempo in die Angelegenheit kommt.

 

Herr Schnabel, die Gaspreisentwicklung und ein möglicher stärkerer Einsatz von LNG werden vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise heiß diskutiert. Entsteht dadurch ein neues Momentum für Vorhaben wie das geplante LNG-Importterminal in Brunsbüttel?

Frank Schnabel: Ja, so würde ich das bewerten. Was wir zuletzt von Wirtschaftsminister Robert Habeck gehört haben, sind sehr klare und deutliche Signale. Er hat eindeutig gesagt, dass er bereit ist, LNG-Terminals als Bund konkret zu unterstützen. Und er hat Brunsbüttel und Stade genannt. So eindeutig habe ich das zuvor aus dem Bundeswirtschaftsministerium nicht gehört. 

Was hat sich denn konkret gegenüber vorherigen Regierungen verändert?

In den vergangenen zehn Jahren gab es bei dem Thema ja ein ständiges Auf und Ab in der öffentlichen Bewertung, ob es Bedarf für ein LNG-Terminal gibt. Insofern fühle ich mich in meiner langjährigen Einschätzung bestätigt, dass durch die Entwicklung der Gaspreise und am Gasmarkt insgesamt deutlich wird, dass wir uns bei der Gasversorgung von Russland unabhängiger machen müssen und daher Alternativen wie LNG brauchen. Und dafür gibt es nun auch die politische Rückendeckung.

Was muss konkret passieren, damit es auch wirklich vorangeht?

Trotz der für LNG deutlich verbesserten Großwetterlage müssen immer noch dicke Bretter gebohrt werden. Konkret geht es um Genehmigungen und um Förderungen. Und es geht um die Frage, für wie lange so ein Terminal Planungssicherheit hat und wie lange mit dem Produkt LNG wirtschaftlich gearbeitet werden kann. Denn irgendwann wird es auch sukzessive den Übergang geben müssen von LNG hin zu CO2-neutralen Produkten wie Wasserstoff oder Ammoniak. Die Infrastruktur eines LNG-Terminals kann für den Import dieser Energieträger erweitert werden, sodass allgemein von einem Energie-Importterminal gesprochen werden kann. Diese Phase muss man frühzeitig planen.

Über welchen Übergangszeitraum sprechen wir beim Wasserstoff? 

Es ist noch sehr schwierig, den Markt für Wasserstoff konkret zu greifen. Denn es gibt noch einige grundlegende Fragen. Ab wann gibt es beispielsweise überhaupt genug Wasserstoff aus eigener Produktion? Wie viel muss entsprechend importiert werden? Wann gibt es dafür die entsprechenden Bedarfe im Industrie- und Verkehrssektor? Gibt es schon genug Verkehrsmittel, wie etwa Lkw und Schiffe, die mit Wasserstoff fahren können? Insofern ist sowohl die Angebots- als auch die Nachfrageseite noch unkonkret, sodass man keinen echten Business-Case für Wasserstoff erstellen kann. Daher denke ich, dass es noch mindestens zehn Jahre dauern wird, bis Wasserstoff marktfähig in der großen Menge auch verfügbar sein wird. Und bis dahin brauchen wir Erdgas, auch in Form von LNG.

Der Importhub in Brunsbüttel käme also genau zur richtigen Zeit. Nach allem, was man hört, hat das Projekt zuletzt daran gehakt, dass der Bebauungsplan eigentlich hätte angepasst werden müssen, was offenbar nicht geschehen ist. Es hieß, es gäbe schon zu viele Störfallbetriebe vor Ort.

Das stimmt so nicht. Das wurde so unter anderem von der Deutschen Umwelthilfe falsch dargestellt. Richtig ist, dass der bereits bestehende B-Plan einen Formfehler hat, dieser Formfehler „geheilt“ werden muss und der B-Plan dann rückwirkend in Kraft gesetzt werden kann. Das ist eine Formalie. Aber es liegt nicht daran, dass es schon zu viele Störfallbetriebe gibt oder ein Störfallbetrieb nicht in unser Industriegebiet passt.

Die hohe Gasabhängigkeit Deutschlands von Russland wird angesichts stark gestiegener Preise und der Ukraine-Krise heiß diskutiert. Brunsbüttels Hafenchef Frank Schnabel wirbt seit Jahren dafür, mindestens einen LNG-Importhub aufzubauen. Durch die jüngsten Äußerungen von Wirtschaftsminister Robert Habeck spürt er Rückenwind für die Vorhaben, weiß aber auch, dass das allein noch nicht reicht, wie er im Interview mit Sebastian Reimann, Chefredakteur der Schiff&Hafen-Schwesterpublikation DVZ, betont.

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